Schlagwort-Archive: Kapitalismus

Willkommen in Pipelinistan

Egon Bahr, einer der Architekten von Willy Brandts Ostverträgen, referierte unlängst vor einer Schulklasse: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten.“

Siehe: Mathias Bröckers, Paul Schreyer, Wir sind die Guten, Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren, Westend Verlag, 2014, S. 19

Überschrift von Kapitel 4:  “Öl, Gas und Sicherheit: Willkommen in Pipelinistan”

Wenn wir die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen, in Syrien, im Irak, in Afghanistan, in der Ukraine sehen, müssen wir also die Interessen der involvierten Staaten betrachten. Diese sind geprägt von den Rohstoffvorkommen im eurasischen Raum, einschließlich der heutigen Anrainerstaaten Russlands, wie Georgien, Kasachstan, Turkmenistan.
Während Wirtschaft und Gesellschaft der EU–Staaten hochgradig abhängig sind von Energieimporten aus diesen Regionen, basiert der wirtschaftliche Aufschwung Russlands nach den 90er Jahren vorwiegend auf den verstaatlichten Einnahmen seiner Rohstoffexporte.
Mittlerweile zieht sich ein Netz von geplanten oder im Bau befindlichen Erdöl- und Erdgaspipelines durch Eurasien bis hin nach Ost- und Mitteleuropa. Weiterlesen

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Deutsche Waffen für die Kurden?

Die Bundesregierung hat am 20.8.2014 beschlossen, Waffen und Kriegsgerät an die Kurden im Nordirak zu liefern, um sie in ihrem Kampf gegen die Terrormilizen des IS (Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien) zu unterstützen. Diese Entscheidung verstößt gegen die Grundsätze deutscher Politik, wonach in Krisengebiete keine Waffen exportiert werden dürfen.
Viele Kommentare in den Medien heben hervor, dass der Irak schon voller Waffen ist. Mich hat die Frage interessiert, wohin gehen die Waffen und wo verbleiben sie? Ich habe nachgelesen in der SZ, in SPON, in der Jungen Welt und im Freitag. Weiterlesen

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Was ist Kundenkapitalismus?

Der Online-Händler Amazon ist bei vielen Kunden sehr beliebt. Er bietet eine große Warenauswahl, liefert schnell und zuverlässig und gewährt großzügige Garantien und Rückgaberechte. Die Waren sind sehr preisgünstig.
Amazon ist damit ein typischer Vertreter des Kundenkapitalismus. Er richtet die Produktion, die Logistik, die Preispolitik, den Service auf die maximale Befriedigung des Kunden aus.
Amazon macht 75 Mrd. Dollar Umsatz im Jahr, aber kaum Gewinn, erwirtschaftete in den letzten Quartalen sogar Verlust.
Wie geht das? Optimaler Service, hohe Kundenbindung und dann doch Verluste?
Ziel von Amazon ist die Abhängigkeit der Kunden von der Firma sicherzustellen. So wie wir „googeln“ schon als Verb für die Internetsuche benutzen, obwohl es einige andere Suchmaschinen gibt, so ist der Name Amazon für uns schon fast ein Synonym für den Online-Einkauf.
Wo sind aber die Folgen unserer bereitwilligen Zusammenarbeit mit Amazon?
Andreas Zielcke sagt in der SZ vom 12.8.2014, Teil Feuilleton, in seinem Artikel mit dem Titel „Jede Gefälligkeit rächt sich“:

„Zu den unliebsamen Folgen gehören […] die Zerstörung etwa des stationären Einzelhandels und nicht zuletzt die Schinderei und Ausbeutung des Logistikpersonals, das dem Kunden so überaus perfekt die gewünschte Ware besorgt.“

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Argentinien und die Schulden: Geierfonds fressen Menschenrechte

Argentinien ist wohl wieder zahlungsunfähig. Und das, obwohl erstens Geld für den Schuldendienst für Anleihen nach dem Schuldenschnitt nach der Staatspleite 2001 bereits bei US-Banken eingegangen ist und zweitens noch Devisenreserven in Milliardenhöhe bestehen. Wie das geht, hat Jens Berger auf den NachDenkSeiten unter dem wunderbar zutreffenden Titel „Argentinien und die Aasgeier auf den Finanzmärkten und in den Redaktionsstuben“ beschrieben:

Nachdem ein New Yorker Gericht dem Staat Argentinien in der letzten Woche untersagte, seine Gläubiger zu bedienen, steht Argentinien vor dem technischen Staatsbankrott. Dies geschah alles vor dem Hintergrund, dass einige Hedgefonds (sog. Vulture-Fonds (auf deutsch: Aasgeier-Fonds)) das große Geschäft mit argentinischen Ramschanleihen aus der Zeit vor 2001 witterten und den südamerikanischen Staat durch skurrile Gerichtsurteile in die Knie zwingen wollen. Eigentlich sollte dies doch ein Paradebeispiel für die Auswüchse eines zerstörerischen Finanzkapitalismus sein und dementsprechend kommentiert werden. Eigentlich. Ein großer Teil der deutschen Medien schlägt sich jedoch „erwartungsgemäß“ auf Seiten der Aasgeier.

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