Schlagwort-Archive: Arbeitszeitverkürzung

Gute Arbeit – eine richtige Forderung der Gewerkschaften, aber springen wir nicht zu kurz?

Foto: NiklasPntk

Vorweg: ich bin aus Überzeugung Gewerkschaftsmitglied, und das seit fast 30 Jahren. Zu Anfang des Jahres 1990 bin ich in die ötv eingetreten – und ich war stolz auf meine Gewerkschaft, als es 1992 zum längsten Arbeitskampf im öffentlichen Dienst in der Geschichte der Bundesrepublik kam. Und lang habe ich davon profitiert, dass die gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen zu kürzeren Arbeitszeiten geführt haben, auch wenn es im sozialen Bereich nie weniger als 38,5 Stunden pro Woche geworden sind. Und selbstverständlich bin ich heute raus auf die Straße gegangen um an Demo und Kundgebung teilzunehmen.

Gewerkschaften müssen sich neben angemessenen Lohnerhöhungen immer um die Verbesserung der Arbeitsbedingen kümmern, schließlich sind wir die eine Selbsthilfeorganisation, der es gelingen kann, die schlimmsten Auswüchse der Ausbeutung im Kapitalismus abzuwehren. Und jeder Arbeitnehmer, jede Arbeitnehmerin, der bzw. die nicht gewerkschaftlich organisiert ist, darf sich über schlechte Arbeitsbedingungen oder geringe Bezahlung nicht wundern. Wer sein Recht auf Widerstand durch solidarisches Handeln verzichtet, braucht von guter Arbeit auch nicht träumen. It’s capitalism, isn’t it?
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Österliche Gedanken

Ostern. Ein guter Anlass die Verwandten zu Besuch zu haben – oder sie zu besuchen. So sind wir von München in die Oberpfalz gefahren. Mit dem Auto nach Burglengenfeld und zurück. Soweit eine Banalität. Aber ich habe hinten gesessen und Zeit gehabt, Zeit für Gedanken.
Die Benzinkosten für die Hin- und Rückfahrt haben bei ca. 40 € gelegen. Preislich also ungefähr gleichauf mit dem Bayern-Ticket für drei Personen. Aber wir hätten entweder ab Regensburg mit dem Bus fahren oder uns in Maxhütte-Haidhof am Bahnhof abholen lassen müssen. Alles in allem hätte die Fahrt von Haustür zu Haustür jeweils etwa drei Stunden 15 Minuten statt eine Stunde 40 Minuten gedauert, ganz zu schweigen davon, dass es am Sonntag vormittags keinen Bus im Stundentakt und abends nach acht gleich gar keinen Bus mehr gibt. Da fällt es einem leicht, die persönlich richtige aber ökologisch fragwürdige Entscheidung zu treffen. Die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrsmittel ist halt nicht darauf ausgelegt, eine bayerische Stadt mit über 13.000 Einwohnern gut anzubinden. Es gibt zwar noch eine Bahnstrecke (seit 1994 wurden ja immerhin 5.400 Bahnkilometer stillgelegt), aber seit 1967 nur noch genutzt für den Güterverkehr ins Zementwerk. Weiterlesen

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#ArbeitFairTeilen: Kürzer arbeiten – besser leben

Arbeitszeitverkürzung gehört wieder auf die Tagesordnung. Anders sind große gesellschaftliche Probleme wie Massen­arbeits­losig­keit und prekäre Beschäftigung nicht zu lösen. Wir brauchen einen neuen Arbeitszeitstandard von etwa 30 Stunden pro Woche. Diese „kurze Vollzeit“ ist nicht statisch, sondern nach persönlichen und beruflichen Situationen variierbar (Erziehungszeiten, Projektarbeit, Weiterbildung etc.), muss aber im Durchschnitt pro Jahr erreicht werden.

Nach volkswirtschaftlichen Berechnungen ist mit dieser neuen Normalarbeitszeit Vollbeschäftigung wieder herstellbar. Diese „Vollbeschäftigung neuen Typs“ ist möglich und nötig, weil die Arbeitsproduktivität kontinuierlich steigt. Wir benötigen heute für die Herstellung notwendiger Güter nur noch etwa die Hälfte der Zeit wie im Jahr 1960; demgemäß ist das Arbeitsvolumen gesunken, während die Erwerbsbevölkerung gewachsen ist. Da 1960 regelmäßig 48 Stunden pro Woche gearbeitet wurde, könnte die Arbeitszeit heute sogar Richtung 20-Stunden-Woche tendieren. Weiterlesen

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Die IG Metall verpasst eine historische Chance

Warum die aktuellen Tarifforderungen einen schweren strategischen Fehler darstellen

von Michael Hirsch

Tarifrunde 2018: Plakate der IG Metall am Gebäudeschild eines bestreikten Betriebs

Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. So auch in der Tarifpolitik. Nach über 20 Jahren Stillstand in Sachen progressiver Arbeitszeitpolitik hat die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde die Chance verpasst, sich noch einmal an die Spitze einer fortschrittlichen Bewegung zu stellen. Anstatt mutig und selbstbewusst für eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden einzutreten, schränkt sie die Möglichkeit für Arbeitszeitreduktionen unnötigerweise auf bestimmte Kategorien von Arbeitnehmern und bestimmte Momente der Erwerbsbiografie ein. Dies ist ein schwerer Fehler. Denn fortschrittliche soziale Rechte sind nur dadurch fortschrittlich, dass sie allgemein sind und allgemein gelten. Eine proletarische Massenbewegung inklusive größerer Streiks und einer breiteren gesellschaftlichen Solidarisierung wäre nur dann möglich, wenn Tarifforderungen tatsächlich als allgemeine erhoben würden: wenn wirklich alle Beschäftigten von ihnen profitieren würden. Das könnte aber nur die Forderung nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung sein. Nur wenn ganz deutlich gesagt wird: „Die Fortschritte der Produktivkräfte und die Entwicklung der Unternehmensgewinne erlauben hier und heute gerade in der Metall- und Elektroindustrie eine deutliche Verringerung der Normalarbeitszeit für alle, ohne Verluste von Einkommen und mit vollem Personalausgleich“, würden die Mehrheit der Beschäftigten verstehen: Davon profitieren alle, weil es ihren Alltag dauerhaft entlastet. Weiterlesen

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Mit Marx über die Digitalisierung nachdenken

Von Tobias Hinterseer und Bernd Wimmer

Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet ein hohes emanzipatorisches Potenzial. Um dieses erkennen und für eine solidarische Gesellschaft eintreten zu können, hilft uns ein alter Bekannter weiter: Karl Marx. Seine Gedanken zum technischen Fortschritt sind aktuell wie eh und je.

Als Friedrich Engels am offenen Grab von Karl Marx stand, sprach er von einem „unermesslichen Verlust für das kämpferische Proletariat“ und hielt fest: „Sein Name wird durch die Jahrhunderte fortleben und so auch sein Werk!“. Weiterlesen

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