Ein Literatur-Tipp: Harald Welzer, Selbst Denken, Eine Anleitung zum Widerstand

Harald_Welzer_Selbst_Denken_Leseprobe

Kurze Buch-Beschreibung

Es geht um den immensen Ressourcenverbrauch, wir konsumieren jährlich 150% von dem, was auf der Erde wieder nachwächst. Auch die Energiewende wird da nicht helfen, denn dann könnten wir ja noch einfacher und preiswerter die Erde ausplündern. Der sog. Reboundeffekt: wenn die Energie billiger wird, kann ich mir mehr davon leisten. Das soll nicht heißen, dass wir die Energiewende nicht benötigen. Welzer zeigt auch einige Wege und Szenarien auf, wie das weitergehen kann. Es geht nur über die Bürger und quasi von Unten! Einen Masterplan für die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs gibt es nicht. Auch die Energiewende ist nicht als Masterplan entwickelt worden oder von der Wirtschaft oder der Politik oder einer Universität. Ein Ansatz geht über die Sharing – Modelle, Car Sharing oder das Modell Bohrmaschine: Eine Bohrmaschine läuft — wird also genutzt — in den USA im Schnitt 13 Minuten in ihrem Leben. Diesen Ansatz gilt es weiterzuentwickeln! Aber Welzer hat verschiedene Ansätze, Green Technology ist eben keiner!

Die Empörungsansätze helfen nicht – Brent Spar (Shell) oder Deepwater Horizon (BP) — Die Verbraucher weichen aus und kehren wieder zurück …

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Wozu überhaupt noch Demokratie?

“Eine Demokratie haben wir schon lange nicht mehr… Das Herrschaftssystem ist nur noch formal eine Art Demokratie… Was hat die vermeintliche Volksherrschaft dem Volk gebracht? Ein in reinen Formalismen erstarrtes politisches System, in dem das Volk nichts zu sagen hat und das in Wahrheit eine Herrschaft über das Volk darstellt, hinter deren scheindemokratisch polierter Fassade soziale Ungerechtigkeit, Chancenungleichheit, Armut und soziales Elend sich ständig und unaufhaltsam weiter ausbreiten. Dem breiten Volk in allen entwickelten Demokratien geht es von Jahr zu Jahr immer schlechter.”

Wolfgang J. Koschnick auf TELEPOLIS.

Vielleicht sollte die Frage anders lauten: Wie könnte ein Herrschaftssystem aussehen, das besser ist als diese Art von Demokratie? Die Frage von Koschnick stellt erst mal nur das Vorhandene in Frage. Das ist richtig und wichtig als Denkanstoß. Um die Entwicklung der Staatsformen bzw. Herrschaftsformen weiter zu bringen, müsste danach die Suche nach den Ursachen (die in dem Artikel teilweise anklingen) und die Suche nach einem besseren System folgen.

Der Beitrag von Koschnick ist offensichtlich Teil einer umfangreichen Serie. Man darf daher gespannt sein, wie der Autor das Thema weiter entwickelt.

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Unsere Kultur – zum Frieden unfähig?

Anfangen möchte ich mit einem Zitat von Arno Gruen:

“Unsere Kultur macht es Menschen sehr schwer, ein eigenes freies Selbst zu entwickeln, weil sie das innere Erleben abwertet und Äußerlichkeiten wie Besitz und Status zum Maßstab des persönlichen Selbstwertes erhebt. Gleichzeitig sind in dieser Kultur Gewalt, Dominanzstreben und Rivalität als “positive” menschliche Qualitäten verankert. Zugespitzt könnte man sagen: Wer im Konkurrenzkampf um Status und Besitz gewinnt, darf sich als stark und bedeutungsvoll erleben.Die “Verlierer” jedoch, die sich – aus welchen Gründen auch immer – keinen Anteil sichern können, werden als unbedeutend und weniger wert angesehen.”

Arno Gruen: “Ich will eine Welt ohne Kriege”, Klett-Cotta

Unsere Kultur und unser Wirtschaftssystem setzen auf Konkurrenz statt Kooperation. Wer gewinnt, ist ein Held. Helden sind ganz wichtig, mit ihnen kann man sich identifizieren, gerade weil kaum noch Platz für Mitgefühl bleibt. Flüchtlinge, die in Mittelmeer ertrinken; griechische Mütter, die kein Geld haben, um mit ihrem Neugeborenen zum Kinderarzt zu gehen, weil das öffentliche Krankenversicherungssystem nahezu zusammengebrochen ist; Flaschen sammelnde Hartz-IV-EmpfängerInnen in München – kein Platz für Mitgefühl und Solidarität.

Gewalt wird in unserer Gesellschaft heroisiert, spätestens nach 9/11 begann der Krieg gegen den Terror, der Kampf “Gut” gegen “Böse”. Wer einen Terroristen tötet, ist ein Held. Militärisches Eingreifen in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien gehören zum politischen Handwerk des Westens, sind also auch Teil unserer Kultur. Das Erbe von 500 Jahren europäischer Kolonialgeschichte schimmert da mehr als deutlich durch. Weiterlesen

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Gauck: „Auch zu Waffen greifen“

Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, international sich entsprechend der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands einzulassen. Das kann ich verstehen! Aber heute ist Deutschland eine solide und verlässliche Demokratie und ein Rechtsstaat. Es steht an der Seite der Unterdrückten. Es kämpft für Menschenrechte. Und in diesem Kampf für Menschenrechte oder für das Überleben unschuldiger Menschen ist es manchmal erforderlich, auch zu den Waffen zu greifen. So wie wir eine Polizei haben und nicht nur Richter und Lehrer, so brauchen wir international auch Kräfte, die Verbrecher oder Despoten, die gegen ihr eigenes Volk oder gegen ein anderes mörderisch vorgehen, zu stoppen. Und dann ist als letztes Mittel manchmal auch gemeinsam mit anderen eine Abwehr von Aggression erforderlich. Deshalb gehört letztlich als letztes Mittel auch dazu, den Einsatz militärischer Mittel nicht von vornherein zu verwerfen.
Quelle: DLF Weiterlesen

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