Ein Literatur-Tipp: Harald Welzer, Selbst Denken, Eine Anleitung zum Widerstand

Harald_Welzer_Selbst_Denken_Leseprobe

Kurze Buch-Beschreibung

Es geht um den immensen Ressourcenverbrauch, wir konsumieren jährlich 150% von dem, was auf der Erde wieder nachwächst. Auch die Energiewende wird da nicht helfen, denn dann könnten wir ja noch einfacher und preiswerter die Erde ausplündern. Der sog. Reboundeffekt: wenn die Energie billiger wird, kann ich mir mehr davon leisten. Das soll nicht heißen, dass wir die Energiewende nicht benötigen. Welzer zeigt auch einige Wege und Szenarien auf, wie das weitergehen kann. Es geht nur über die Bürger und quasi von Unten! Einen Masterplan für die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs gibt es nicht. Auch die Energiewende ist nicht als Masterplan entwickelt worden oder von der Wirtschaft oder der Politik oder einer Universität. Ein Ansatz geht über die Sharing – Modelle, Car Sharing oder das Modell Bohrmaschine: Eine Bohrmaschine läuft — wird also genutzt — in den USA im Schnitt 13 Minuten in ihrem Leben. Diesen Ansatz gilt es weiterzuentwickeln! Aber Welzer hat verschiedene Ansätze, Green Technology ist eben keiner!

Die Empörungsansätze helfen nicht – Brent Spar (Shell) oder Deepwater Horizon (BP) — Die Verbraucher weichen aus und kehren wieder zurück …

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4 Gedanken zu „Ein Literatur-Tipp: Harald Welzer, Selbst Denken, Eine Anleitung zum Widerstand

  1. Andreas Schlutter

    ein spannendes, herausforderndes Buch, das einem klar macht, wie viel jede und jeder von uns selber in seinem Konsumverhalten ändern kann und muss, wenn wir unseren Kindern eine halbwegs lebenswerte Welt hinterlassen wollen. Im Moment leben wir auf jeden Fall auf Kosten unserer Zukunft.

    Und wichtig finde ich auch, dass es eben nicht geht sich zurückzulehnen, weil einer allein ja nichts ändern kann. Im Gegenteil. Anfangen und sich selber ernst nehmen.

  2. Andreas Schlutter

    Passend dazu ein Interview mit Friedrich Schmidt-Bleek, Pionier des ökologischen Fußabdrucks auf TELEPOLIS zur aktuellen Klima- und Energiepolitik:

    Der Ansatz, bloß den Kohlendioxidausstoß in die Atmosphäre zu verringern, sei ein Herumdoktern an den Symptomen, sozusagen “am Ende des Auspuffs”, ohne die Ursachen anzugehen. Das eigentliche Problem, oder wie Schmidt-Bleek formuliert: die “Ursünde unserer Wirtschaft” sei der ungeheure Verbrauch von natürlichen Ressourcen.

  3. gerhard dengler

    Vorweg: Dieses Buch ist mit Sicherheit eines der Wichtigsten, das sich mit den Ursachen der globalen Verschwendung, des Konsumismus und möglicher Zukunftsszenarien beschäftigt.
    Und – es besticht durch seinen lockeren und z. T. humorigen Sprachstil der nie Langeweile bei der Lektüre aufkommen läßt.
    Am eindrucksvollsten ist der Autor immer dann, wenn er die Hintergründe von gesellschaftlichen Entwicklungen beleuchtet – einige Beispiele:
    – Warum scheitern Gesellschaften?
    Weil sie, wenns kritisch wurde, alle Strategien intensiviert haben mit denen sie bisher erfolgreich waren und damit die negative Entwicklung noch mehr beschleunigt haben(z. B. Fracking als Antwort auf künftige Ölknappheit, immer schnellere Abfischung der Weltmeere)
    – Systeme können lange über ihr Verfallsdatum hinaus existieren, bevor sie dann ausgehöhlt zusammenbrechen (z.B. Ostblock)
    – Die Veränderung unseres Konsumverhaltens bei Produkten:
    Die Verwandlung von ehemals langlebigen Konsumgütern (z. B. Möbel) in kurzlebige Konsumgüter.
    Der Aufwand der insbesondere bei technischen Geräten vom Benutzer immer mehr Zeit erfordert (Lernen von unsinnigen neuen Funktionen, Tests, Preisvergleichen usw.)
    – Proteste einer sozialen Bewegung werden dann erfolgreich wenn sie Personen aus allen gesellschaftlichen Gruppen erreichen wie früher die Anti-Atom-Bewegung, da diese Gruppen nicht so leicht vereinnehmbar sind und es sich nicht um ein isoliertes Interesse einer Gruppe handelt.
    Allerdings sind die Ausführungen zur Entstehung der Wachstumsreligion woanders, z. B. in dem Buch von Gabor Steingart „Unser Wohlstand und seine Feinde“ detaillierter und treffender beschrieben.
    Und wenn wir gerade bei Kritik sind, eines der größten Schwachstellen des Buches ist seine Unstrukturiertheit: da werden Kapitel aneinander gereiht die den roten Faden vermissen lassen und auch Themen tauchen mehrfach auf.
    So folgen z. B. auf das Kapitel Klimawandel die Politikverdrossenheit, dann Eigenverantwortung, Tod, Reparieren, Nutzungsinnovationen!)

    Das Buch endet mit Beispielen von Personen und Unternehmen die als Vorbilder für unsere Zukunft gedacht sind wie z. B. die Gemeinwohlökonomie von Christian Felber, GLS-Bank oder Schweizer Bahn.
    Trotz aller Kritik, man müsste das Buch den Führungsspitzen der Grünen ans Herz legen da es ihnen an Vorstellungen fehlt wie eine Gesellschaft ohne Wirtschaftswachstum aussehen könnte. Nur die Folgen und nicht auch die Ursachen der Umweltzerstörung zu bekämpfen und auf die Illusion eines grünen Wachstums zu setzen reicht nicht aus.
    Und hoffentlich sind die Handlungsspielräume laut Welzer nicht so begrenzt wie er in seiner Analyse jeder gesellschaftlichen Gruppe beschreibt wonach die Anteile der Intelligenten mit 20%, der Durchschnittlichen mit 40 % und der Doofen mit 40 % anzusetzen sind.

    15.9.2014
    Gerhard Dengler

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