Wohnen in München und ein Blick nach Österreich

Karl-Marx-Hof

Der Karl-Marx-Hof ist einer der bekanntesten Gemeindebauten Wiens.

DAS beherrschende Thema – nicht nur bei Kommunalwahlkämpfen – in München ist die Wohnungssituation und die Frage: Wie bekommt man genügend bezahlbaren Wohnraum?

München hat bei 1,46 Mio Einwohnern und 769 Tsd. Wohnungen derzeit knapp 80.000 Wohnungen, die über die Stadt München entweder als Sozialwohnungen oder mit Belegrecht vergeben werden. Der größte Teil davon befindet sich im Besitz der städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und GEWOFAG mit ca. 62 Tsd. Wohnungen von denen allerdings nur 40 % Sozialwohnungen sind.

Die Stadt will 800 Mio € für den Wohnungsbau in den nächsten 5 Jahren investieren.

Ein Blick nach Wien:

Wien hat bei 1,76 Mio Einwohnern 871 Tsd. Wohnungen.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts und insbesondere in den 20er Jahren des sog. „roten Wiens“ wurden die Grundlagen für die heute größte Wohnungsverwaltung Europas geschaffen.
Heute lebt jeder 4. Wiener (ca. 500 Tsd.) in einer der 220.000 Gemeindewohnungen der „Stadt Wien – Wiener Wohnen“.

Und die Mieten sind wirklich bezahlbar – sie liegen bei 3 bis 5 € kalt pro Quadratmeter (Neuvermietungen bei 7 €).

Was sind die Voraussetzungen um eine Wohnung zu bekommen?

  • Man muss mindestens 2 Jahre einen Wohnsitz in Wien haben.
  • Neben der österreichischen Staatsangehörigkeit sind auch EU-Bürger, anerkannte Asylbewerber sowie weitere Ausländer mit Niederlassungserlaubnis in der EU berechtigt.
  • Das Einkommen darf 43.160 € netto p.a. nicht überschreiten (bei zwei Personen 64.320 €, bei weiteren Personen noch mehr – damit wollte man bewusst verhindern, dass es Ghetto-Siedlungen gibt).
  • Es muss ein Dringlichkeitsbedarf bestehen wie Überbelegung, zu kleine Wohnung bei Zusammenziehen, Krankheit, Alter, erste Wohnung bei Jüngeren.

Inzwischen werden ca. 40 % aller Wohneinheiten von der Stadt Wien entweder finanziert oder gefördert. Allein die Stadt Wien gibt doppelt so viel Geld mit ca. 1 Mrd. € für den sozialen Wohnungsbau aus wie die gesamte Bundesrepublik !

Natürlich kann man diesen hohen Anteil an städtischen Wohnungen in München nicht mehr aufholen, aber es gibt in unserem Nachbarland auch noch andere Modelle, bei denen es sich lohnt näher hinzuschauen:

So werden in Salzburg beim kommunalen Wohnungsbau keine Kredite mehr über Bankdarlehen eingesetzt, sondern ein kommunaler Fonds, der auch Bundeszuschüsse und EU-Mittel enthält. Da der Zinssatz für die gesamte 30-jährige Laufzeit nur zwischen 1 und 2,5 % liegt, sind die Mieten entsprechend günstig. Von der Logik her eine feine Sache, weil bei sozialem Wohnungsbau nicht zwangsläufig die Banken noch daran verdienen müssen.
So bewegt sich der Quadratmeterpreis kalt bei nur 4,78 €, was bei einer 77 qm Wohnung zu einer Miete von nur 368 € führt !

Allerdings: Was kein noch so ausgefeiltes Finanzierungssystem und noch so viele Finanzmittel bewirken können, ist das Problem der fehlenden Fläche – man schätzt, dass in München noch Platz für ca. 50.000 neue Wohnungen ist und im Umland noch einmal so viele; aber der Zuzug nach München hält an und das wird sich auch weiterhin auf die Preise fürs Wohnen auswirken.

Gerhard Dengler


Bildquelle: Philipp Oberhaidinger / CC BY-NC-SA 2.0

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Ein Gedanke zu „Wohnen in München und ein Blick nach Österreich

  1. Andreas Schlutter

    Die Stadt Wien hat offensichtlich in ihrer Vergangenheit so einiges richtig gemacht, sich nämlich zum Beispiel nicht in dem Maße von städtischem Grund getrennt wie München. Gemessen an der Stadtgröße gibt es in etwa die dreifache Menge an Wohnungen in kommunaler Hand. Vielleicht sollten dies die Verantwortlichen der Stadt München zum Anlass nehmen, die noch für Wohnbebauung in städtischem Besitz befindlichen Grundstücke bzw. Areale nicht mehr zu verkaufen. Wenn GWG und GEWOFAG das Bauvolumen nicht stemmen können, könnten Erbpachtmodelle angedacht werden – und vor allem Wohnungsgenossenschaften ermuntert werden, hier einzusteigen. Die Bodenpreise tragen ja zu einem großen Teil dazu bei, dass der Bau von Wohnungen zu teuer in der Landeshauptstadt ist. Grund und Boden darf nicht in dem Maße ein Renditeobjekt bleiben, wenn das Leben für Erzieherinnen, Altenpflegerinnen, Verkäuferinnen etc. mit nur einem Vollzeitjob noch bezahlbar bleiben soll.

    Darüber hinaus müssen wir als Stadtgesellschaft Antworten finden darauf, ob Luxussanierungen im Sinne der Gemeinschaft überhaupt noch vertretbar sind. Hier gilt es Hebel zu entwickeln, dies zu verhindern. Und wir müssen nachdenken über den Trend, dass immer mehr Haushalte in München Ein-Personen-Haushalte sind. Die Quote liegt mittlerweile bei über 54% (in Wien sind es übrigens nur 45.,5%). Oder darüber, wie wir ansetzen können daran, dass zunehmend ältere Menschen allein in 90 oder 100 m² großen Wohnungen leben. Wie kann man Zusammenleben, Mitwohnen, Teilen besser und mitmenschlicher organisieren?

    Was übrigens auch dämpfend auf die Preise wirken würde, wären weniger PKW-Stellplätze. Gerade München wird auf Grund der Schadstoff-Grenzwerte zukünftig eine Menge mehr dafür tun müssen, Teile der Stadt, insbesondere des erweiterten Zentrums vom Autoverkehr ganz oder teilweise zu befreien. Da braucht es nicht unbedingt neue Tiefgaragen , sondern Planung und Investition in günstige ÖPNV-Lösungen, die auf freien Innenstadt-Straßen auch recht kostengünstig zu realisieren sind.

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