Wir dokumentieren die heutige Pressemitteilung von ATTAC München:
Mit dem Slogan “Nein zur Verarmungspolitik – Profiteure sollen zahlen, nicht die Griechen” machte Attac am frühen Morgen des 3. Juli 2015 an einer Münchner Verkehrsbrücke (Hackerbrücke) auf die Bedeutung des griechischen Referendums vom 5. Juli 2015 aufmerksam.
Attac meint: Gegen eine europäische, insbesondere von der deutschen Bundesregierung betriebene Politik, die für die Bevölkerung Griechenlands drastische und lebensbedrohende Verelendung zur Folge hat, ist nicht nur europaweiter Widerstand notwendig. Einzutreten für ein demokratisches Europa der Gerechtigkeit und Soliarität heißt auch, dass die Profiteure dieser Politik zur Verantwortung gezogen werden müssen. Das Referendum in Griechenland kann deshalb auch in dieser Hinsicht zu einem deutlichen Signal werden für ganz Europa.
Wir sagen JA zu einer Demokratie von unten und zu einem Europa, in dem solidarische Verantwortung der wirtschaftlich Starken unabdingbare Voraussetzung ist für sozialen Frieden für alle Menschen, die hier leben wollen.
München, 3.07.2015
Kontakt für Rückfragen:
Bernd Michl, Attac München
Und hier nochmals der Hinweis auf die Resolution Nein zur Sparpolitik ! Ja zur Demokratie !, die europaweit auf der Webseite Alter Summit unterschrieben werden kann.
Attac hat ja so recht – aber: warum zieht Syriza die Reichen dann nicht schon längst zur Verantwortung und langt in ihren Geldbeutel ? Über 70 Milliarden Euro Steuerschulden sollen ausstehen. Die Wohlhabenden haben ihr Geld längst aus dem Land gebracht. Auch Syriza will oder kann da anscheinend nichts unternehmen.
Drum sind solche Forderungen ebenso richtig wie schlicht und wohlfeil (und unsere üblichen Solidaritäsreflexe auslösend): Proklamationen in diesem Sinn nutzen gar nichts, sind ganz nett. Solange die Griechen nicht ihre Verwaltung in Ordnung bringen und steuertechnisch durchgreifen, müssen sie immer weiter um Hilfskredite betteln und sich Geld leihen und damit ihre Schulden erhöhen und dann dreht sich das Ganze im Kreis. Wieso erinnert mich das zunehmend an den Begriff des “failed state” ?
Zur Besteuerung der Reichen zitiert FaktenCheck:Hellas die Süddeutsche Zeitung:
Und schreibt dann weiter:
Harald Schumann hat in seinem Film “Macht ohne Kontrolle – Die Troika” ausführlich dargelegt, wie minutiös diese in den Jahren ab 2010 der jeweilige griechischen Regierung (ähnlich übrigens auch in Portugal und Irland) vorgeschrieben haben, welche Maßnahmen umzusetzen sind und welche nicht akzeptiert werden.
Und im Beitrag “Die Fehler der Troika” schreibt Schumann:
Warum also ist in den fünf Jahren vor SYRIZA bei dem Aufbau einer effizienten Steuerverwaltung nichts passiert? Die Verantwortung liegt hier ja nicht bei den “unfähigen” Griechen allein, sondern wurde offenbar akzeptiert, weil Griechenland sich dem Austeritäts-Diktat gebeugt hat.
Und ist es dann nicht zynisch, wenn “die Institutionen”, wie die Troika jetzt heißt, wenn Merkel, Schäuble und Co. und die deutsche Presse schon kurz nach den Wahlen begonnen haben, das der neuen Regierung vorzuwerfen?
kurze Ergänzung noch: in den Hinweisen des Tages vom 25. Juni schreibt Wolfgang Lieb in einem Kommentar zu einem Artikel von Thomas Mayer in “der Standard”