Realsatire
Ein Gastbeitrag von blog1
Das Beziehungsgeflecht zwischen Wirtschaft und Politik ist vielschichtig. Altbundeskanzler Schröder galt als der Genosse der Bosse. Was wussten Steinmeier und Gabriel von der Kungelei mit Carsten Maschmeyer?
Im Willy Brandt-Haus treffen sich der Parteivorsitzende der SPD und Vizekanzler Gabriel, Außenminister Steinmeier und Altbundeskanzler Schröder zu ihrem regelmäßigen Informationsaustausch. Der findet immer dann statt, wenn Schröder nicht zu sehr von seinem Freund und Dienstherrn Putin in Anspruch genommen wird bzw. gerade in Deutschland weilt, um dort u.a. auch alte Freunde zu besuchen, die seinen politischen Werdegang positiv begleitet haben. In dem Zusammenhang ist gerade Hannover ein immer wieder gerne von Schröder aufgesuchter Ort. Dort begann Schröders unaufhaltsamer Aufstieg bis hinein in das Bundeskanzleramt und dort trifft er auch immer wieder alte Freunde wie beispielsweise Carsten Maschmeyer, auch Mister „network marketing“ genannt.
Gabriel: Meine Herren, es freut mich außerordentlich, wenn ich in entspannter Atmosphäre mit euch plaudern kann. Mein Ministeramt nimmt mich voll in Anspruch und wo ich hinschaue nichts als Ärger. Vor allem meine Parteifreunde bereiten mir Ungemach.
Schröder: Also, wenn ich Dir einen Rat geben darf, mein lieber Sigmar. Die SPD hat mich in meiner aktiven Zeit nicht entscheidend in meiner persönlichen Meinungs- und Willensbildung beeinflusst. Diesen Rat habe ich von meinem Vorgänger Altbundeskanzler Schmidt bekommen, der sich auch wenig um die Partei geschert hat. Nichtsdestotrotz verweile ich immer wieder gerne an meiner alten Wirkungsstätte. Das waren noch Zeiten als „meine“ SPD noch Wahlen gewonnen hat. Aber Schwamm drüber, liebe Freunde, Frau Merkel regiert mittlerweile schon länger als ich es vermochte. Das sollte sich zwar ändern, aber von nichts kommt nun mal nichts.
Steinmeier: Man kann sich auch zu Tode regieren, aber ihr habt schon Recht, unsere Bundeskanzlerin ist zäh, die macht noch weitere vier Jahre. Die CDU wird sie auf Knien anflehen, weiter zu machen. Weit und breit ist niemand in Sicht, der sie beerben könnte.
Schröder: Leute, euch fehlt einfach der nötige „Kampfgeist“. Ich wollte seinerzeit – koste es, was es wolle – in das Bundeskanzleramt. Ich habe sogar an den Gitterstäben gerüttelt mit der Bemerkung „Ich will hier rein“ und auch sonst keine Mühen gescheut, so sehr war ich davon überzeugt, Deutschland regieren zu müssen.
Gabriel: Manche Deiner Aktivitäten, mein lieber Gerd, sind jetzt etwas ins Zwielicht geraten. Dein Freund Maschmeyer war ja zu der damaligen Zeit ein großer Fan von Dir und als Chef des AWD durchaus willens und auch in der Lage, Dich finanziell zu unterstützen.
Steinmeier: Du redest doch nicht etwa von solchen Petitessen wie der Wahlkampfspende in Höhe von 150.000 €, die wir ordentlich verbucht und zielgerichtet verwendet haben?
Schröder: Also der Maschmeyer hat begriffen, wie das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik optimiert werden kann. Ich erinnere mich immer gerne an die Vertriebsausflüge des AWD, dagegen waren doch die Saunaaufenthalte der Ergo-Versicherung ein seichter Aufguss.
Gabriel: Ich bekomme in letzter Zeit vermehrt lästige Briefe von meinen „Pateifreunden“, was es denn mit dem Beziehungskoto auf sich hat, das Maschmeyer und dem Decknamen „Initiative Mittelstand“ eingerichtet hat.
Schröder: Was heißt denn hier Beziehungskonto? Beziehungen unterhalte ich zu meinen Frauen und die kosten mich in Summe mehr als mir lieb sein kann. Wenn ich nicht so gut als Aufsichtsratsvorsitzender bei Nord-Stream AG verdienen würde, dann könnte ich mir das alles nicht leisten.
Steinmeier: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass uns hier einige am Zeug flicken wollen. Über den Maschmeyer ist auch der Wulff gestolpert.
Schröder: Der Wulff war doch ein lausiger Schnäppchenjäger, dem jegliches Gespür für das Große und Ganze in der Politik fehlte. Ihr wollt mich doch nicht ernsthaft mit diesem Parvenu vergleichen, der noch nicht einmal geschnallt hat, dass für jeden Politiker und Manager das so genannte Peter-Prinzip gilt? Jeder wird so lange befördert, bis er die Grenzen seiner eigenen Leistungsfähigkeit erreicht hat.
Gabriel: Tja. mein lieber Gerd, Das muss man Dir schon lassen. Du hast mit den angesetzten Neuwahlen in 2005 rechtzeitig die Weichen für Deine Ära als Altbundeskanzler gestellt.
Steinmeier: Wie sagte schon Gorbatschow so treffend. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Schröder: Ich gelte zwar als Spieler. Aber auch ein Spieler muss mehrere Optionen in der Tasche haben, wenn er das Spiel beginnt und vor allem gewinnen will. Mein Freund Putin wusste sehr zu schätzen, welche tragende Rolle ich bei der Gaspipeline durch die Ostsee eingenommen habe. Und sind wir doch mal ehrlich, Deutschland ist heute durch das Gas über die Ostseepipeline unabhängig von dem Gastransit durch die Ukraine. Wenn Putin morgen dort das Gas abdreht, sitzt ihr hier in Deutschland wenigstens nicht im Kalten.
Gabriel: Manchmal frage ich mich schon, ob Dein Hang zu gewissen Männerfreundschaften ein systemimmanentes Kalkül darstellt? Aber eines muss man Dir lassen. Du hast Dich von kleinen Verhältnissen ganz nach oben gearbeitet und bist insofern der Prototyp für ein SPD-Urgestein. Mit Dir hat die SPD eine Galionsfigur geschaffen, die die SPD in ihrer nunmehr 150-jährigen Geschichte dringend gebraucht hat. Mit Dir, lieber Gerd, hat die SPD sozusagen die Neuzeit eingeleitet.
Steinmeier: Tja, liebe Leute, wo wäre Deutschland heute ohne die Agenda 2010, die mein Freund Gerd und ich entscheidend mitgestaltet haben? Fördern und fordern heißt die Devise, liebe Freunde. Zwar mussten wir in letzter Zeit einige Korrekturen durchführen. Das ändert aber nichts an der Grundausrichtung der Agenda 2010, die damals richtig war und heute richtig bleibt. Da können der Saar-Napoleon Oskar und seine linken Gesinnungsgenossen nicht das Geringste daran ändern.
Gabriel: Bis auf die Tatsache, dass die Linkspartei unseren Stimmenanteil auf unter 30% Wählerzustimmung gedrückt hat und wir jetzt hinnehmen mussten, dass in Thüringen ein Ministerpräsident der Linkspartei mit unserer Unterstützung regiert.
Schröder: Leute, ihr könnt jetzt sagen was ihr wollt. Ich stecke mir jetzt eine dicke Zigarre an und dann trinken wir ein Bierchen zusammen und stoßen auf die alten Zeiten an und hoffen darauf, dass sie wiederkommen werden mit einem SPD-Bundeskanzler an der Spitze des Staates. Ich habe doch schon nach der verlorenen Wahl in 2005 gesagt, „Frau Merkel, sie können es nicht“. Das hat doch gestimmt oder will mir hier irgendjemand widersprechen?
Im Willy-Brandt-Haus steht im Foyer die Büste von Willy Brandt. Der jetzt verstorbene Schriftsteller Günter Grass hatte den Wahlkampf von Willy Brandt seinerzeit massiv unterstützt wie so viele Kulturschaffende der damaligen Zeit. Günter Grass hat mit seinem Roman „Die Blechtrommel“ ein Ausrufezeichen gesetzt. Man möchte sich wünschen, dass in der SPD sich zeitnah ein neuer „Oskar“ zeigen möge, der der SPD das wieder zurückgibt, was ihr unter Schröder verloren gegangen ist, nämlich der Sinn für eine gerechte und solidarische Gesellschaft.
Wie nah dies an der Realität ist, macht der Beitrag “Die Maschmeyer-Connections – Fragen an den SPD-Parteivorsitzenden” vom 14. April auf den NachDenkSeiten deutlich, den wir hier noch anfügen:
Beitrag versendenIm Dezember letzten Jahres hat unser Leser Klaus Peter Lohest eine Reihe von Fragen an den Parteivorsitzenden der SPD zu den Darstellungen in dem Buch „Geld – Macht – Politik: Das Beziehungskonto von Carsten Maschmeyer, Gerhard Schröder und Christian Wulff“ von Wigbert Löer und Oliver Schröm gestellt. Trotz Erinnerung ist bisher keine Antwort eingegangen. Dieser Brief wirft Fragen an die politische und die demokratische Kultur in Deutschland auf, die nicht unbeantwortet bleiben dürfen, weil sie den konkreten Verdacht aufwerfen, dass bei der Einführung der Privatvorsorge und der Riester-Rente eine neue Spielart „politischer Korruption“ eine Rolle spielte. Weil die Antworten auf diesen Brief von allgemeinem Interesse wären, machen wir mit Erlaubnis von Klaus Peter Lohest seinen Brief an Sigmar Gabriel [PDF – 57 KB] publik.