Archiv des Autors: Andreas Schlutter

Alternativen zum Kapitalismus

Im Deutschlandradio Kultur gibt es unter dem Titel “Der Kapitalismus ist endlich” ein interessantes Interview mit Albrecht von Lucke, Journalist und Redakteur bei den Blättern für deutsche und internationale Politik. Von Lucke führt darin aus, dass die Krise des Finanzkapitalismus “plötzlich ein Fenster darauf (eröffnet), dass die vermeintliche Alternativlosigkeit des Kapitalismus eine ist, die verdeckt hat, dass der Kapitalismus selber nicht die Alternative ist.” Er bezieht sich dabei positiv auf die Kritik von prominenten Denkern wie Thomas Piketty und Naomi Klein..

Direktlink zum Nachhören: Kapitalismuskritik heute

Das Interview wurde geführt anlässlich des am vergangenen Dienstag in Tunis eröffneten 12. Weltsozialforums.

Beitrag versenden

Drucken

This page as PDF

Demokratie als Standortnachteil

Fast alle Bürger wünschen sich soziale Absicherung, wertschätzende Beziehungen, erfüllende Erwerbstätigkeit und eine dem Frieden verpflichtete Politik. Und fast jeder Politiker, der gewählt werden will, verspricht auch eben dies. Was die Frage aufwirft, warum es dann „dennoch“ immer unsozialer, unsolidarischer, würdeverletzender und kriegerischer zugeht im Land – und, wo sie eigentlich geblieben ist, die „Lahme Dame Demokratie“, von der man weit und breit nur noch selten etwas – und wenn dann kaum Gutes – vernimmt, während man innerhalb der Eliten unseres Landes bereits über die „Vorzüge autoritärer Herrschaftsformen“ diskutiert. Zu diesem „Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“ sprach Jens Wernicke mit dem Publizisten und Verleger Hannes Hofbauer, der in seinem neuesten Buch dessen Ursprung und Wirkungen nachspürt. Weiterlesen

Drucken

This page as PDF

Arbeitslosigkeit in München

Foto: sebibrux

Mike Gallen ist seit 18 Jahren Arbeitslosenseelsorger im Münchner Westend. Heute ist ein Interview mit ihm im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung erschienen, das in voller Länge online verfügbar ist.

Ich sehe meine Aufgabe vor allem darin, dass ich Leute zusammenbringe – zum Beispiel begleiten dann Arbeitslose andere Arbeitslose zu Behörden wie dem Jobcenter. Und ich biete Räume, in denen Menschen zusammenfinden und sich aussprechen können. Räume, in denen Seelsorge stattfinden kann. Es geht darum, menschlicher zu werden – das bedeutet pastoral eigentlich. Deshalb gehe ich mit diesen Menschen auch auf die Straße, um gegen die Harz-IV-Gesetze zu protestieren und für ein menschlicheres Leben hier in dieser Stadt.
(…)

Die Ausweglosigkeit kommt immer wieder zur Sprache, gerade bei Leuten, die noch nicht so lange arbeitslos sind. Sie haben wahnsinnige Angst, dass sie Hartz IV erwischt. In meiner eigenen Hilfslosigkeit frage ich dann, ob es nicht irgendetwas gibt, was ihnen guttut. Ich bin oft ein hilfloser Helfer. Aber eigentlich geht es nur darum, da zu sein, die Hilflosigkeit und die Angst auszuhalten. Einfach ist das nicht. Die Menschen werden in den Ämtern oft stark unter Druck gesetzt. Deshalb ist die Begleitung dahin ganz wichtig. (…)

Es ist das System, das die Menschen kaputt macht. Auch die Berater stehen unter Druck. Es gibt zu wenig Personal, um die Betroffenen vernünftig zu begleiten. Und es gibt zu wenig Geld, um adäquate Fortbildungen anzubieten. Jede Veränderung hat zusätzliche Sanktionen mit sich gebracht. Das macht die Menschen kaputt. Theologisch gesehen, bezeichne ich das als sündige Strukturen.

Das ganze Interview ist hier nachzulesen: “Die Menschen sind so verdammt allein

Bildquelle: sebibrux / CC BY-NC 2.0

Beitrag versenden

Drucken

This page as PDF

Herrschaftszeiten: Die ideologische Mobilmachung der Republik

“Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche herrschende Gedanken, das heißt die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.” – Karl Marx: Die deutsche Ideologie

Foto: [RAW]

Von Jens Wernicke

Worüber ist zu sprechen, wenn man über Herrschaft spricht? Zuerst einmal sicher über den Begriff der Herrschaft selbst. Was also ist, was beschreibt und meint sie, die Herrschaft? Nach Max Weber vor allem die „Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden.“ Gemeint ist mit diesem Begriff also nicht nur die mittels direkter Gewaltandrohung erzwungene Unterwerfung von Menschen unter fremde Interessen und Mächte. Gemeint ist vielmehr jede, ein Gefälle von oben und unten, von Macht und Ohnmacht, von Ausbeutung und Ausnutzung organisierende und legitimierende gesellschaftliche wie individuelle Operation.

Aktuell mag sich die Herrschaftsform, nach der unsere Gesellschaft organisiert ist, zwar zu Recht als parlamentarische Demokratie bezeichnen, es ist damit jedoch nicht gesagt, dass Herrschaft und Machtstrukturen deswegen als solche nicht mehr existent und wirksam wären. Herrschaft hat sich vielmehr modernisiert und geht heutzutage mit größerer Legitimation bei den Beherrschten einher. Sie organisiert sich dabei subtil bis in die Individuen und ihr Handeln hinein, das diese sodann als ihre „freie Entscheidung“ erleben. Weiterlesen

Drucken

This page as PDF

Zukunftsgedanken

Foto: Alexander Zell

Das Wort Ellenbogengesellschaft wurde 1982, im Jahr der geistig-moralischen Wende Wort des Jahres. “Als Ellbogengesellschaft wird eine als abzulehnend verstandene Gesellschaftsordnung bezeichnet, die auf Egoismus, Konkurrenz, Rücksichtslosigkeit und Eigennutz basiert und bei der also die sozialen Denkweisen und Verhaltensnormen unterentwickelt sind”, so steht es bei Wikipedia. Schon irgendwie seltsam, dass dieses Wort vor allem mit dem korreliert, was unseren Kapitalismus geradezu ausmacht. Weiterlesen

Drucken

This page as PDF