Einen Namen hat das Projekt schon: “Bellevue di Monaco”. Was nach einem noblen Hotel klingt, ist der Arbeitstitel für eine gewagte Idee: Für ein Integrationshaus, oder genauer: für ein Zuhause vor allem für junge Flüchtlinge in einem Ambiente aus Kunst, Kultur und Arbeit, und das mitten in München, in der Müllerstraße 2 bis 6. Dort stehen die bekanntesten und umstrittensten Leerstandshäuser im Besitz der Stadt.
Realisieren will das Projekt ein einzigartiger Zusammenschluss von Akteuren aus der Sozial- und Kulturszene. Initiiert haben es die Aktivisten von “Goldgrund”, der Satire-Gruppe um den Lustspielhaus-Chef Till Hofmann.
Eine aufregende Idee, über die Bernd Kastner am 19. Juli in der Süddeutschen Zeitung berichtet hat.
Am vergangenen Sonntag haben die Initiatoren, also Goldgrund sowie die Jugendhilfeträger Verein für Sozialarbeit, Condrobs, HPKJ und der Initiative für Münchner Mädchen (Imma) zu einer Podiumsdiskussion in den Milla Club im Gärtnerplatzviertel eingeladen. Der Raum war berstend voll, meine Sicht auf die Bühne schlecht. Eine große Gruppe des ähnlich angelegten Projekts Grand-Hotels Cosmopolis aus Augsburg (“eine gelebte Utopie”, “a piece of paradise”) war ebenfalls anwesend, und alle Beteiligten waren sich schnell einig, München braucht dieses innovative Konzept in der Müllerstraße 2-6. Ein Ort, an dem sich MünchnerInnen, Flüchtlinge, Kulturschaffende, Durchreisende begegnen können und an dem beispielhaft versucht wird, Kontakte und Kennenlernen möglich zu machen.
Für mich ein Projekt, das Unterstützung braucht. München will eine soziale Stadt sein. Dazu braucht es mutiger Ideen und Projekte, um der zunehmenden Ausgrenzung von all denen entgegenzuwirken, die sich die teure Stadt sonst nicht mehr leisten können. Und gerade im menschenwürdigen Umgang mit den Flüchtlingen zeigt sich, ob die Stadt ihrem Anspruch gerecht werden kann, allen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Ein Leuchtturmprojekt im Herzen der Stadt wäre ein entsprechendes Zeichen.
Nun sind die Verantwortlichen der Stadt gefordert.
Bildquelle: Goldgrund – auf der Webseite gibt es auch weitere Infos zum Projekt.
Ein Aspekt, der mir in den Sinn kommt im Zusammenhang mit diesem Bericht über die konkrete Utopie eines menschenwürdigen Umgangs mit Flüchtlingen:
Wenn wir in unserem Münchner Gesprächskreis überlegen, wie wir aus politischem Nach-denken und miteinander Reden zu gesellschaftlichem Handeln kommen können, so wäre es vielleicht nicht das Schlechteste, sich auf konkrete Projekte zu stützen.
Die Kluft zwischen “global denken” und “lokal handeln” kann, so meine ich, überbrückt werden durch Kontakt mit konkreten Projekten: davon gibt es viele…
Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!
Gute Nachrichten, die Rathauskoalition ist offenbar bereit, das Projekt in der Müllerstraßezu unterstützen und die notwendigen Stadtratsbeschlüsse auf den Weg zu bringen: siehe in der Süddeutschen “Koalition unterstützt “Bellevue di Monaco”
Heute gab’s die Entscheidung: Stadtrat genehmigt “Bellevue di Monaco” – ein Riesenerfolg und ziemlich genau ein halbes Jahr nach dem Startschuss.