Vorbemerkung: Wir haben uns vorgenommen, hier auf unserem Blog auf interessante Beiträge auf den NachDenkSeiten hinzuweisen – und damit eine Möglichkeit zu schaffen, diese zu kommentieren und zu diskutieren.
Dieser Tage wird aus vielen Anlässen und an vielen Orten des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedacht. Staatsmänner der kriegsbeteiligten Staaten gedenken der Opfer und mahnen, aus der schrecklichen Lektion Lehren zu ziehen. Gestern in Lüttich und Löwen gab es Gedenken des Bundespräsidenten an den deutschen Überfall auf Belgien, am Sonntag Friedensküsse mit dem französischen Staatspräsidenten am „Menschenfresserberg“ Hartmannsweilerkopf im Elsass.
Warum eigentlich nur Friedenspathos bei Gedenkveranstaltungen zu lang zurückliegenden Kriegen? Warum nicht mindestens so emphatische Appelle für eine aktuelle Friedenspolitik etwa gegenüber Russland, Israel und den Palästinensern oder überhaupt gegen Militäreinsätze zur Lösung von Konflikten oder zur Durchsetzung von wie auch immer gearteten Interessen? Von Wolfgang Lieb.
Quelle: NachDenkSeiten[1]
Anmerkung: Es ist schon befremdlich, wenn der Bundespräsident zwar wohlfeile Worte für das damalige Versagen vor 100 Jahren findet, aber überhaupt nicht erkennt, wie er selber an der Eskalationsschraube dreht. Wolfgang Lieb stellt hier die richtigen Fragen: “Wo war das Bemühen, „Antagonistisches zu überwinden“, seit Ausbruch des Ukraine-Konfliktes?
Warum hat eigentlich der Bundespräsident nicht auch zum 1. August eine Gedenkrede gehalten, als vor 100 Jahren das Deutsche Reich Russland den Krieg erklärte?” und weiter: “Warum reiste der Bundespräsident zur Fußball-WM nach Brasilien und warum boykottierte er die Olympischen Spiele in Russland? Wo ist er gegen eine „maßlose Propaganda“ gegen Russland oder gegen eine „Verteufelung“ Putins eingetreten. Wo war das Bemühen zu erkennen, eine Kultur des Vertrauens zu schaffen als Putin im Dezember letzten Jahres das Schloss Bellevue besuchte und Gauck ihm die kalte Schulter zeigte.”
Mich erfüllt ein solches Denken und Handeln mit großer Sorge. Wie kann man zugleich die europäische Friedensordnung loben (wobei die Zukunft noch zeigen wird, ob aufgrund der sozialen Verwerfungen innerhalb der EU die friedlichste Zeit nicht schon längst hinter uns liegt) und zugleich seit Jahren deutlich machen, dass man Russland nicht dabei haben will? Mir scheint, als ob genau keine Lehren aus den Tragödien des 20. Jahrhunderts gezogen werden sollen.
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