3 Fragen zur Energiewende

Die Lobbyisten der großen Energiekonzerne betreiben ein gutes Geschäft. Sie wollen die Energiewende verhindern.

Wir fragen:
1) Wandern Unternehmen aus Deutschland ab wegen der hohen Energiepreise?
2) Ist die Energiewende für höhere Gaspreise verantwortlich?
3) Brauchen wir wirklich mehr Kohlekraftwerke?

Claudia Kemfert beantwortet diese häufig gestellten Fragen zur Energiewende. Sie ist „Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin. Sie gilt als Wirtschaftsexpertin auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz.“ (Quelle: Wikipedia)

Ihr Artikel “Gegen den Wind” erschien am 5.8.2014 in der Süddeutschen Zeitung mit dem Untertitel: “Warum deutsche Unternehmen so oft die Energiewende schlechtmachen und warum man nicht auf sie hören sollte.”

1) Wandern Unternehmen aus Deutschland ab wegen der hohen Energiepreise?

„ … Wenn ein Konzern behauptet, er müsse „wegen der hohen Strompreise” abwandern, dann zeigt die Konzernführung damit allerhöchstens strategische Ignoranz den wahren Problemen gegenüber – oder fährt ein raffiniertes Ablenkungsmanöver. Fakt ist: Stromkosten machen im Schnitt etwa drei Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Andere Kosten sind deutlich höher. Einzelne – energieintensive – Unternehmen haben in der Tat hohe Energiekosten; genau die sind aber umfassend von nahezu allen politisch motivierten Zahlungen ausgenommen: der Ökosteuer, dem Emissionsrechtehandel und nicht zuletzt von den Zahlungen des EEG. Gerade diese Unternehmen profitieren zudem von den aktuellen, historisch niedrigen Strompreisen an der Börse. …“

2) Ist die Energiewende für höhere Gaspreise verantwortlich?

„ … Dass ausgerechnet die BASF keine Gelegenheit auslässt, die Energiewende für überhöhte Gaspreise verantwortlich zu machen (obwohl die Gaspreise nun wirklich nichts mit der Energiewende zu tun haben), ist besonders absurd. Nicht nur weil der Chemiekonzern als Zulieferer der Öko-Energiebranche in hohem Maß von der Energiewende profitiert, sondern auch weil die BASF selbst für hohe Gaspreise in Deutschland mitverantwortlich ist: Der Konzern aus Ludwigshafen ist nämlich am North-Stream-Konsortium beteiligt, jener Ostsee-Pipeline, durch die Gas von Russland nach Deutschland transportiert wird. Um den kostspieligen Bau der Pipeline für Investoren lukrativ zu machen, haben die wirtschaftlich Beteiligten mit den Abnehmern auf einen sehr langen Zeitraum Verträge geschlossen. Darin festgelegt: die Gaspreise! Diese heute als „zu teuer” zu brandmarken, ist zwar richtig; nur die Ursache liegt eben nicht in der Energiewende. …“

3) Brauchen wir wirklich mehr Kohlekraftwerke?

„ … Weil man den erneuerbaren Energien in der Vergangenheit nicht zugetraut hatte, die sogenannte Grundsicherung zu leisten, hat man gesetzlich verankert, dass ein Teil der Kraftwerke nicht abgeregelt werden, sondern das ganze Jahr über, Tag und Nacht ohne Drosselung durchlaufen. Das führt im Zusammenspiel mit den überaus leistungsstarken Öko-Energien zu einem massiven Strom-Angebotsüberschuss – gerade dann, wenn viel Sonne und Wind da ist. Eine Reduzierung der Kohlekraft wäre deswegen im Sinne der politisch gewollten Energiewende sinnvoll und aufgrund der Überschüsse im Strommarkt leicht möglich. Doch die alten CO2-Schleudern arbeiten weiter – angeblich aus technischen, aber vor allem aus Kostengründen –, je niedriger die Preise, desto mehr Ware muss eben auf den Markt kommen. Kohlestrom verkäme zum Ramschprodukt, würden nicht politische Rahmenbedingungen den Niedergang hinauszögern. …“

Quellen: Claudia Kemfert, DIW

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