Gila Lustiger: Erschütterung

Treffen der „Nachdenker“ an einem warmen Augustabend beim Griechen im Agora. Ich habe ein Büchlein dabei, es ist der kleine Band von Gila Lustiger mit dem Titel „Erschütterung“. Schnell kommen wir auf das darin behandelte Thema: Die Reaktionen und die Fragen nach dem Warum, also nach den Motiven der Attentäter von Paris im November 2015.
Die Autorin war im Buch zurückgegangen in das Jahr 2005, als in den Vorstädten (Banlieues) tagelang der Mob geherrscht hatte, als Autos, Bibliotheken, Kindergärten und Polizeistationen angegriffen und in Brand gesetzt wurden.

Im Herbst 2005 erreichten die Unruhen schließlich ein Ausmaß, das in seiner Dauer und geographischer Ausbreitung selbst Experten überraschte. Zwischen dem 27. Oktober und dem 17. November 2005 lieferten sich jugendliche Vorstadtbewohner in ganz Frankreich Straßenschlachten mit der Polizei. Im Verlauf brannten mehr als 10.000 Fahrzeuge. Hunderte öffentliche Gebäude wurden zerstört, darunter Schulen, Kindergärten, Sporthallen, Postämter, Rathäuser und Polizeidienststellen. (Zitat: Bundeszentrale für politische Bildung)

Fast fünf Millionen Franzosen wohnen in den Banlieues. Es hat zahllose soziale Programme für die Menschen dort gegeben, die sog. Politique de la ville. Verbesserung der Wohnsituation war ein Ziel, mehr finanzielle Mittel für die Schulen – bei der hohen Zahl der Schulabbrecher und Lehrern, deren Durchhaltequote unter zwei Jahren liegt – wurden zur Verfügung gestellt, Steuererleichterungen für Unternehmen gewährt, die in den Vororten investieren. Aber es hat so gut wie nichts geholfen:

Fest steht jedoch, dass sich junge Menschen im Land der Liberté, Égalité, Fraternité ausgegrenzt fühlen und dass sie dieses Lebensgefühl seit nunmehr dreißig Jahren, Generation für Generation, mit erschreckender Gewalt zum Ausdruck bringen. (Gila Lustiger – GL – , S. 40)

Gila Lustiger fragt, warum haben sie die „Sinnbilder des Wohlfahrtstaates“ (GL, S. 33) zerstört, wo doch ein Aufstieg immer von Bildung abhängt.

Gerade Schulen müssen sie zerstören? Kindergärten und Krankenhäuser? (GL, S. 33)

Die Antworten auf diese Fragen hat sie schon vorher gegeben. Die aufständischen Jugendlichen haben nie geglaubt, das System verändern zu können.

Was sie wollten, war, sich den Taumel zu verschaffen, der von Zerstörung ausgeht. Was sie wollten, war, sich an der Manifestation der eigenen Macht zu berauschen. Was sie suchten, war der Kick. (GL, S. 28)

Und es war auch nicht Protest, den sie artikulierten. Denn dann hätten sie Bedingungen gestellt, sie hätten verhandeln wollen. Aber sie hatten keine Forderungen, sie wollten nichts, weil sich niemand für sie interessierte. Die Arbeitslosigkeit ist geblieben, der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ist fortgeschritten. Eine weitere Erkenntnis bleibt: Der Wohlfahrtsstaat ist hier gescheitert. Die Menschen in den Banlieues sind einerseits „aus ökonomischer Sicht wertlos geworden“ und andererseits „auf die Gaben eines Wohlfahrtsstaates angewiesen“.
Gila Lustiger zieht daraus folgende Lehre:

Mir scheint, dass die Gesten des Gebens, Nehmens und Erwiderns auch heute noch Garanten sozialer Bindung sind. Jedenfalls ist klar, dass der Sozialstaat mit all seinen Förderprogrammen und Geldern weder Unruhen noch Terror verhindern kann. (GL, S. 48)

Ein Tatort der Attentate vom 13.11.2015 unterstreicht das Gefühl der Ausgrenzung. Nicht die Symbole der Macht im Zentrum von Paris haben die Attentäter angegriffen, sondern ihre Wut gerichtet gegen ein ehemaliges Arbeiterviertel, das zum Szeneviertel aufgestiegen war, wo diejenigen zu Hause sind, denen der Aufstieg und die Integration geglückt war.
Ansonsten haben die Ausgegrenzten nie ihr Viertel verlassen, um zu demonstrieren. Viele Vertreter von Berufen wie Taxifahrer, Krankenschwestern, Handwerker und Lehrer haben oftmals bei ihren Demonstrationen die Straßen der Innenstadt blockiert.
Ein weiteres Phänomen der Gewalt ist der Rassismus. Das französische Innenministerium weist nach, dass

knapp die Hälfte der als rassistisch eingestuften Taten gegen Juden gerichtet waren – und das bei einem Bevölkerungsanteil von weniger als ein Prozent. (GL, S. 54)

Ein schlimmer Übergriff war im Januar 2006 geschehen, als eine Gang einen Foltermord mit Lösegeld-Erpressung an einem jüdischen Jugendlichen verübte. Die Täter hatten sich angestiftet gefühlt von radikalislamischer Literatur und deren Predigern.
Die Motive der Jugendlichen haben sich erweitert:

Wie die Attentäter des Jahres 2015 hatten sich auch diese Verlierer der Republik einer Strömung zugewandt, die ihnen nicht nur eine neue Identität gab und einen Lebenssinn, sondern auch eine politische und religiöse Legitimierung, ihre Gewalt rauschhaft auszuleben. (GL, S. 92)

Damit hatten die vormals Perspektivlosen eine Perspektive gefunden, die meisten Attentäter von 2015 waren zeitweilig in den Camps des IS unterwiesen und indoktriniert worden.
2005 hatten siebzig Bibliotheken gebrannt. Aber niemand hat geglaubt, dass die Folgen dieser Übergriffe zwangsläufig im Vorgehen gegen Autoren, im Attentat auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, enden mussten.
Erstaunt kann man also nicht darüber sein, dass es so weit kam. Wer hätte den Jugendlichen denn gezeigt, welchen Wert eine Bibliothek hat? Wer hätte ihnen folgendes gesagt:

Denn Kultur und Literatur laden dazu ein, die Welt mit den Augen anderer zu sehen. Und eine Bibliothek ist immer auch ein Freiraum, einer jener Orte, an denen Ideen, Religionen, Welten, Sensibilitäten, Erfahrungen und Ansichten nebeneinander existieren und gedeihen können. (GL, S. 75)

Gila Lustiger spricht die Versäumnisse der Linken deutlich an. Diese habe immer nur der Klassenkampf interessiert, die nationalen Fragen der Identität hätten sie nicht ernst genommen, diese hätten sie nur abgelenkt von den wichtigen Fragen der „weltweit wachsenden sozialen Ungleichheit“ (GL, S. 89)

Die Linke in Frankreich hat sich nie um nationale Identität geschert. Und ihre Vertreter bezichtigten diejenigen, die es tun, sogar, soziale Ungleichheit als schicksalhaft hinzustellen. (GL, S. 89)

Diese Identitätsdebatte findet wohl gerade erneut statt. Während die einen über Identität reden, um die anderen auszugrenzen, bleibt festzuhalten:

Kein Mensch, und bestimmt nicht mehr der Mensch unseres Zeitalters, lässt sich allein durch seine nationale oder durch seine religiöse Zugehörigkeit definieren oder durch seine soziale Klasse. Wir leben in Demokratien, die es uns erlauben, uns selbst zu erfinden. (GL, S. 95)

Die Linken haben gerade dort versagt, so Gila Lustiger, wo es darum gegangen wäre, die Ausgegrenzten in die Zivilgesellschaft zu führen.

Um es noch klarer auszudrücken: Der Umstand, dass keiner der Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus den französischen Vororten mit einer klaren politischen Forderung an die politischen Instanzen herangetreten ist, weder 2005 noch danach, kann nur als absoluter Konkurs derjenigen Parteien angesehen werden, die sich den Kampf gegen soziale Ungleichheit auf die Fahne geschrieben haben. Wo waren die Gewerkschaften? Wo die sozialen Aktivisten? Wo waren all diejenigen, die von der sozialen Marktwirtschaft sprachen, von einer herrschaftsfreien und klassenlosen Gesellschaft, von sozialer und Gleichheit und Freiheit? (GL, S. 104 / 105)

Einwandererkinder werden, und das erinnert mich an den heutigen Zustand in Deutschland, vorwiegend als problematisch angesehen, sie sind eine Bürde, sie kosten Geld und ihre Integration wird sowieso zwei bis drei Generationen dauern. Die politische Debatte konzentriert sich auf andere Fragen, wie können die Grenzen dicht gemacht werden, welche Obergrenzen und Kontingente wollen wir einführen, wie den Familiennachzug unterbinden.
Versäumnisse und Defizite also auf der einen Seite in den gesellschaftlichen Gruppen und in den staatlichen Institutionen erklären aber die andere Frage nicht, was macht die jungen Menschen anfällig für diesen neuen Faschismus? (GL, S. 126)

Und doch muss man sich fragen, warum gerade der Islam in seiner radikalsten Ausprägung, der mit den europäischen Grundwerten unvereinbar ist, solch eine Anziehungskraft auf junge Menschen ausübt? (GL, S. 127)

Warum schließen sich also so viele Jugendliche – auch aus Deutschland – dem IS an?
Im SPON – Artikel vom 8.9.2014 heißt es, ca 400 junge Deutsche kämpfen zur Zeit für den IS. Der interviewte Sozialpsychologe Heiner Keupp spricht von einer Identitätskrise und der fehlenden Zukunftsperspektive der betroffenen Jugendlichen. (Zitat, SPON)

Wenn sie dann die Botschaft empfangen, dass sie Großes bewirken können und dass sie für das Gute kämpfen, kann das zu einer Art Bekehrungserlebnis führen. Sie fühlen sich dann nicht mehr als Opfer der deutschen Verhältnisse, sondern stark und unbesiegbar. Das Gefühl der Sinn- und Chancenlosigkeit verkehrt sich zu einem Empfinden von Macht und Stärke.

Ahmad Mansour hat das Buch „Generation Allah, Warum wir im Kampf gegen den religiösen Extremismus umdenken müssen“ geschrieben.
Mansour nennt die „Generation Allah“ diejenigen, „für die ideologische Inhalte und Werte Teil ihrer Identität geworden sind.“ (Ahmad Mansour – AM – , S. 30) Und diejenigen, die dann zum Islamismus sich hinwenden, entstehen einer Gruppierung, die Mansour wie folgt beschreibt:

Mit all jenen, die Geschlechtertrennung befürworten, die Gleichberechtigung ablehnen, die an Verschwörungstheorien glauben, die antisemitische Einstellungen haben, die jeden Zweifel und und jedes Hinterfragen des Glaubens ablehnen, die an einen zornigen Gott glauben, der Ungläubige mit der Hölle bestraft, mit all jenen, die Andersdenkende abwerten, müssen wir uns auseinandersetzen, auch wenn sie sich nicht explizit zum Islamismus bekennen. (AM, S. 31)

Mansour nennt sechs Aspekte, die die Generation Allah kennzeichnen (AM, S. 32 – 35):

  1. Es sind Jugendliche der zweiten bzw. dritten Migrantengeneration. Sie sprechen besser Deutsch und sind besser integriert als ihre Eltern oder Großeltern. Sie können sich artikulieren. Sie sind Deutsche, sie sind Teil unserer Gesellschaft.
  2. Die Bedeutung von Religion hat in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. In einer immer heterogeneren und unübersichtlichen Welt können diese Jugendlichen in der Religion auf feste Werte und Vorstellungen zurückgreifen, sie finden hier Halt und Orientierung.
  3. Die muslimischen Länder, aus denen diese Jugendlichen und ihre Vorfahren überwiegend stammen, werden „ in jüngster Zeit regelmäßig von Konflikten heimgesucht“. (AM, S. 33) Die Jugendlichen haben in diesen Ländern häufig Familienangehörige, sie identifizieren sich mit deren Kultur.
  4. Diese Jugendlichen fühlen sich in unserer Gesellschaft ausgegrenzt, sie suchen sich neue Identitäten, wollen sich auch bewusst abgrenzen. Teil ihre Erziehung ist oft gewesen, dass ihre Familien unsere Gesellschaft und ihre Werte ablehnen.
  5. Die meisten arabischen bzw. muslimischen Länder steuern die Missionierung von deutschen Muslimen. Erdoğan aus der Türkei, die Muslimbrüder von Ägypten und Katar, die Salafisten aus Saudi-Arabien üben Einfluss und Energie aus.
  6. Die Anzahl der radikalen Prediger, „die in Deutschland gezielt auf Jugendfang gehen“ (AM, S. 34) ist enorm gestiegen. “Die Prediger sprechen nicht nur Deutsch, sondern wissen sich des Jargons der Jugendsprache zu bedienen. Flankiert wird ihre Missionsarbeit durch eine breitangelegte islamistische Propaganda, die im Internet verbreitet wird.“ (AM, S. 35)

Man muss nicht mit jedem Argument von Mansour einverstanden sein. Der Hass auf den Westen, ausgelöst durch die vielen Kriege, hat den Terrorismus genährt. Das beleuchtet Mansour nur am Rande.
Aber es sind eben auch Fragen der Identität, der Kulturen, der Religion und der Erziehung, die die Grenzen in unserer Gesellschaft bestimmen und die Ausgrenzung bewirken. Gila Lustiger sagt, dass die Linken sich diesen Phänomenen stellen müssen.

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3 Gedanken zu „Gila Lustiger: Erschütterung

  1. Andreas Schlutter

    Ich habe gerade das Büchlein “Der neue Klassenkampf” von Slavoj Žižek gelesen. Er setzt sich hier auf 90 Seiten mit den Gründen für Flucht und Terror auseinander und sieht als wesentliche Ursache das globale Kapital mit seinen Machtzentren in den USA und Europa.

    Auszug au der Verlagsseite:

    “Wer ganze Weltregionen und Bevölkerungsgruppen von Wohlstand und sozialer Teilhabe ausschließt, braucht sich nicht wundern, wenn dadurch Gesellschaften auseinanderbrechen und Menschen zu religiös-ideologischen Extremisten werden oder in unser Land streben. (…) Vor allem aber müssen wir die ökonomischen Gründe der Flüchtlingsströme und des Terrors ausmerzen – und sei es mit Hilfe einer neuen kommunistischen Utopie. Wir haben ein Recht, für unseren westlichen Lebensstil und unsere europäischen Werte zu kämpfen; aber wir haben kein Recht, die Welt in Teilhaber und Ausgeschlossene aufzuteilen.”

    Ein kluges Buch, dass auch immer wieder uns den Spiegel vorhält: Falsch verstandene Toleranz, schlechtes Gewissen anlässlich der Kolonialgeschichte usw. – all das hilft nicht weiter. Wir müssen uns den grundlegenden Ursachen zuwenden – dem globalisierten Kapitalismus, der für die Verwüstungen, für die Ausbeutung in all den Ländern außerhalb des “globalen Nordens” verantwortlich ist.

    Interessant zum Beispiel auch seine Ausführungen zu den Unruhen in den Pariser Vororten 2005:

    “Wenn jedoch der Gemeinplatz, dass wir in einem postideologischen Zeitalter leben, überhaupt einen Sinn hat, dann wird er in diesen anhaltenden Gewaltausbrüchen erkennbar. Bei den Unruhen in den Pariser Vororten brachten die Randalierer keine besonderen Forderungen vor. Einziges Ziel der Aufständischen war Anerkennung – sie hatten die Absicht, wahrgenommen zu werden (…) Die meisten, die interviewt wurden, beschwerten sich darüber, dass der damalige französische Innenminister Nicolas Sarkozy sie als Abschaum und Gesindel bezeichnet hatte. (…)
    Es lag eine gewisse Ironie darin, die Soziologen, Intellektuellen und Kommentatoren dabei zu beobachten, wie sie versuchten, die Vorfälle zu verstehen und weiterzuhelfen (…)
    Die Protestierenden, obgleich aus sozial benachteiligten Schichten und de facto aus der Gesellschaft ausgeschlossen, lebten nicht am Rande des Verhungerns (…)
    Die Tatsache, dass es in den brennenden Pariser Vorstädten kein politisches Programm gab, ist somit an sich eine Tatsache, die es zu interpretieren gilt. Es sagt eine Menge aus über unsere politische Misere. (…) Der traurige Umstand, dass sich Widerstand gegen das System nicht in Gestalt einer realistischen Alternative oder zumindest eines sinnvollen utopischen Projekts artikulieren kann, sondern nur in Form eines bedeutungslosen Ausbruchs, ist ein düsteres Zeugnis unserer Missstände.”

    So viel mehr an Utopie fällt ja auch uns leider nicht ein. Wir wissen, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form das Leben auf dem Planeten gefährdet, damit also auch unsere Wohlstandsinsel in Mitteleuropa. Aber wir ziehen keine Konsequenzen.

    Mir fällt in diesem Zusammenhang auch Didier Eribon ein, der – sehr verkürzt – zu der Erkenntnis kommt, dass seine Familie als ehemalige Kommunisten deshalb den Front National wählen, weil die politisch-parlamentarische Linke den Klassenstandpunkt als konstitutives Element geselschaftlicher Widersprüche aufgegeben hat. Wenn der Arbeiter sich keiner Klasse mehr zugehörig fühlt und seine Interessen nicht mehr vertreten sieht, wählt er halt rechts, wie auch in Baden-Württemberg dann AfD.

    Das Versagen der Linken ist komplexer – und wenn wir darüber philosophieren statt uns politisch einzumischen, sind wir Teil dieses Versagens.

    1. Ludger Elmer Beitragsautor

      Hochinteressant: Der französische Geograf und Sozialforscher Christophe Guilluy sieht das ganz anders. Es gibt kulturelle Auseinandersetzungen in den Vorstädten, aber das müsse man getrennt sehen von der wirtschaftlichen und sozialen Integration. Im Artikel der ZEIT aus dem Januar 2015 von Georg Blume heisst es:

      “Die Banlieues sind heute die Heimat der sozialen Aufsteiger

      Die pauschale Abrechnung mit den Vorstädten und ihren Jugendlichen stimmt hinten und vorne nicht. “Seit 20 Jahren verwechseln Medien und Politiker das Problem kultureller Spannungen in den Vorstädten mit dem Problem der ökonomischen und sozialen Integration der Vorstädte”, schreibt der französische Geograf und Sozialforscher Christophe Guilluy in seinem neuen Buch La France périphérique. Guilluy beobachtet seit Jahrzehnten die Veränderungen in den Vorstädten. Es hat sich einiges getan seit den siebziger Jahren, als sich die vielen Einwanderer aus Nordafrika noch in das alte französische Arbeitermilieu der Vorstädte integrieren mussten.

      Inzwischen sind die französischen Arbeiter dort verschwunden, pflegen die Einwanderermilieus mehr und mehr ihre eigene Kultur und Religion – in der Fachsprache: den Kommunitarismus. Natürlich kann es deshalb knallen, findet der radikale Islamismus am Rand dieser Milieus Anhänger. Doch nicht unbedingt mehr als anderswo. Denn man weiß heute, dass nicht mehr die Moscheen seine Wegbereiter sind, von denen es in den Vorstädten viele gibt, sondern das Internet, das es überall gibt. Vor allem aber ist es laut Guilluy falsch, die Vorstädte als Ghettos, soziale Endstationen und gerade deshalb als Brutstätten des Terrorismus zu betrachten. Das Gegenteil sei richtig: Sie seien die Heimat der sozialen Aufsteiger. ”

      Der komplette Artikel: http://www.zeit.de/2015/05/frankreich-vororte-soziales-milieu-charlie-hebdo/komplettansicht?

  2. Pingback: Über Waffenexporte, die Deutsche Bank und den Dschungel | Nachdenken in München

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